Werte – Wie sie dich in der Erziehung beeinflussen
Vielleicht gab es eine ähnliche Situation in deiner Kindheit, als du herumgealbert hast und deine Eltern es lustig fanden, vielleicht sogar dein Verhalten bestärkten und selbst involviert waren. Mal angenommen, es gab die Situation, als du dir dachtest: „Ich tanze wieder auf dem Esstisch, gestern war das so lustig!“ Also steigst du auf den Tisch und rufst: „Mama, Papa, schaut mal!“ Doch deine Eltern brüllen dich an und sagen, du sollst sofort herunterkommen. Was ist da passiert? Welche Reaktion hast du dir eigentlich erwartet? Und wieso kam es anders?
Die genaue Ursache können wir nicht feststellen, aber klar ist: Wenn wir Eltern uns unserer Werte bewusst sind und danach leben, ist die Wahrscheinlichkeit solcher Situationen geringer. Angenommen, die Eltern hätten von Anfang an eine klare Grenze gesetzt: „Bitte steig nicht auf den Tisch, wir finden es gefährlich und unhygienisch.“ Dann wäre es dem Kind klar gewesen, dass es nicht auf den Tisch steigen soll. Vielleicht hätte es es noch mehrmals probiert, eben weil Kinder so handeln, aber die Reaktion darauf wäre vorhersehbar. Würden die Eltern den zweiten Versuch wieder bejubeln, könnte man davon ausgehen, dass dieses Verhalten verstärkt wird und das Kind häufiger auf dem Tisch tanzen würde. Also, was ist die Lösung?
Berechenbarkeit
Durchaus kann sie langweilig erscheinen, doch Kinder wissen dann, wo ihre Grenzen sind, und diese bieten ein sicheres Umfeld. Denn sie können vorausahnen, welche Reaktion auf bestimmte Verhaltensweisen folgt. So entsteht eine wichtige Ressource, die den Kindern einen nährhaften Boden für ihre Entwicklung liefert: den Halt.
Halt kann unterschiedlich interpretiert werden. Zum einen verstehe ich ihn als: „Ich bin für dich da – unterstützend, aufbauend, versorgend usw.“ Zum anderen ergänze ich die Ressource um das „Aushalten“. Dies ist für mich wichtig, wenn die Situation meine Kapazitäten übersteigt, ich mich überfordert fühle und nicht weiß, was ich als Nächstes tun kann. In der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) wird dieses Prinzip als radikale Akzeptanz formuliert. Also akzeptiere ich, dass ich jetzt gerade keine Lösung habe. Das bedeutet nicht, dass ich die Situation gutheiße oder mich ihr ausliefere. Es ist eine Entscheidung, abzuwarten, auszuhalten, dass es gerade nicht gut läuft, und die Lage dann zu verändern, wenn es mir möglich wird.
Fazit
In der Erziehung spielen Werte und Gefühle eine entscheidende Rolle. Klare Werte vermitteln Kindern Sicherheit und Berechenbarkeit, während das Aushalten von schwierigen Situationen für Kinder wichtig ist, da es Sicherheit vermittelt. Indem wir uns unserer eigenen Werte bewusst sind und diese konsequent leben, schaffen wir ein Umfeld, in dem Kinder sich sicher und verstanden fühlen können. Also macht ein Kind etwas was uns zum Beispiel ärgert, ist es höchstwahrscheinlich ein Wert welcher verletzt wird und dessen sollten wir uns bewusst sein.
Frage dich : Weswegen ärgere ich mich? Welcher Wert wird jetzt gerade verletzt? Oder was ist mir so richtig wichtig?
Tipps für Eltern:
1. Klare Kommunikation: Setze von Anfang an klare Grenzen und erkläre die Gründe dafür altersgerecht.
2. Konsistenz: Sei berechenbar in deinen Reaktionen, damit dein Kind weiß, was es erwarten kann. So kann sich dein Kind mehr auf die Erforschung des Umfeldes konzentrieren und sich besser entwickeln.
3. Empathie zeigen: Versuche, die Gefühle deines Kindes nachzuvollziehen und zeige Verständnis dafür.
4. Radikale Akzeptanz: Versuche, Situationen zu akzeptieren, die du nicht sofort ändern kannst, und plane, wie du sie zukünftig angehen wirst.
5. Kongruenz: Handle und kommuniziere in Übereinstimmung mit deinen Werten und Gefühlen. Kinder spüren Unstimmigkeiten und profitieren von authentischem Verhalten.
Durch diese Ansätze fördern wir eine gesunde Entwicklung unserer Kinder und stärken die Bindung innerhalb der Familie.